„Es gibt eine unendliche Reihe von Augenblicken, die immer wieder der Anfang eines neuen Lebens sein können.
Man braucht sein Leben nicht bestimmen lassen von utopischen oder ängstigenden Phantasien über die Zukunft, oder von dem Gewicht oder dem Rosenduft der Vergangenheit. Hier und Jetzt gibt es immer wieder einen Anfangspunkt, um zu leben. Dieser Augenblick ist der erste Augenblick eines neuen Lebens.“
(Bruno-Paul de Roeck, aus „Gras unter meinen Füßen“)

Gestalttherapie

Meine Arbeit als Gestalttherapeutin: eine Unterstützung auf dem Weg zur inneren Kraft mit Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Präsenz

In der Gestaltberatung und Gestalttherapie werden alle Bereiche unserer menschlichen Erfahrung gleichermaßen einbezogen und erforscht – der körperliche, emotionale, intellektuelle, intuitive und zwischenmenschliche Bereich. Alle diese Ebenen werden angesprochen und bilden so eine ganzheitliche „Gestalt“. Vor dem philosophischen Hintergrund der humanistischen Psychologie und des Existenzialismus wird der Mensch mit seiner angeborenen Fähigkeit betrachtet, das Leben zu bewältigen. So orientiert sich dieser Ansatz am persönlichen Wachstum, an den vorhandenen Ressourcen und setzt Vertrauen in die Selbstheilungskräfte im Menschen.

Durch die Stärkung des Vertrauens in neue eigene Möglichkeiten und innere Kräfte können wir ein neues Selbstbewusstsein entwickeln und so auch zu selbstverantwortlichen Entscheidungen kommen. Der Aufbau von Selbstunterstützung ist ein wesentliches Ziel der Gestaltberatung / Gestalttherapie. Statt sich abzuwerten, zu resignieren oder sich in irgendeiner Weise selbst zu schaden, können die Menschen in einem geschützten Rahmen in Kontakt mit ihren Stärken und Grenzen und so zu einem realistischeren Selbstbild kommen.

Die eigenen Fähigkeiten, die eigene Kreativität, Lebendigkeit, Abgrenzung, Freude und Lust zu spüren, wachsen dürfen und neue Seiten an sich entdecken, alle diese Qualitäten geben in dieser Begleitung die Orientierung.

„Gestalttherapie ist ein Verfahren mit existenziellen – sowie latent spirituellen – Dimensionen und mit einer Wertausrichtung im Sinne der humanistischen Psychologie,
in der Freiheit, die Selbstbestimmung, die Würde und die liebevolle Wertschätzung eines jeden menschlichen Wesens unterstrichen wird.“
(Lotte Hartmann-Krottek, aus „Gestalttherapie“)

Gestalttherapie fasziniert durch ihr unmittelbares erlebnisorientiertes Vorgehen. Es wird nicht nur geredet, sondern in vielerlei Hinsicht ausprobiert und experimentiert: Mit Verhaltensweisen, mit körperlichen Haltungen, Gedanken und Gefühlen und zwar mit altbekannten, gewohnten, wie mit möglichen neuen Varianten. Alles findet auf lebensnahe und realistische Art statt, bezieht sich immer erstmal auf das aktuelle Leben, auf das, was im Vordergrund steht.
Vergangene Lebenserfahrungen können so von den Menschen, die dies wollen gegebenenfalls in die Gegenwart geholt werden, um wahrzunehmen, wie sie jetzt mit den belastenden Situationen umgehen können. Dieses Sich-Spüren, Sich Wahrnehmen in der Gegenwart bewirkt ein Bewußtwerden der eigenen Lebensenergie.

Die Stärkung eines positiven und akzeptierenden Körpergefühls kann geschehen über Atemübungen, Körperwahrnehmungsübungen, experimentelle Methoden mit Stimme und Haltungen und Perspektivenwechsel.
Auch bei Visualisierungsübungen, Phantasie-Reisen und damit verbundenen Entspannungstechniken finden wir einen Ort der Geborgenheit, der Ruhe und Zufriedenheit in sich. Oft werden trotz schwerer früherer Lebenserfahrungen „innere Helfer“ entdeckt. Das sind innere Anteile, die häufig verschüttet waren und sich mit Unterstützung einer achtsamen Begleitung wieder zeigen können. Im geschützten Raum können die Menschen mit diesen stärkenden eigenen Kräften in Kontakt kommen. Wenn wir in der Ruhe zu uns finden, in uns hinein spüren, nehmen diese Ressourcen eine „Gestalt“ an. Manchmal sind es reale Personen, von denen wir uns im Leben bestärkt fühlten, es sind aber oft auch Gestalten aus Märchen, die den Wünschen und Träumen entsprechen oder andere mythische Figuren.

Methodisch angeregt wird ein Perspektiven-Wechsel: die nun spürbare Kraft bekommt im Raum einen besonderen Platz (z.B. auf einem leeren Stuhl, einem Kissen oder in einer Ecke). Die jeweilige Person stellt sich darauf ein, mit dieser „Gestalt“ Kontakt aufzunehmen, sie wahrzunehmen, zu beschreiben, ihr ihre Not zu schildern und Fragen zu stellen. Sie wechselt dann in ihrem eigenen Tempo die gewohnte Position, begibt sich an den von ihr gewählten Ort (sie verändert ihre Perspektive) und spürt unmittelbar und ganzheitlich die Veränderung, die fast immer passiert. Ein Prozess der Selbstunterstützung kommt in Gang, die Körperhaltung verändert sich und oft gibt es Antworten auf Fragen, die vorher gestellt wurden. Die eigenen ins Bewusstsein getretenen Ressourcen können so in den Gesamtorganismus integriert werden. Manche Menschen haben auch das Bedürfnis, die erlebten Potenziale kreativ zum Ausdruck zu bringen, indem sie ein Bild malen, eine Figur mit Ton formen oder einfach eine Melodie summen.

Die Art der Angebote orientiert sich an dem, was die jeweilige Person mitbringt, was sie möchte, wo sie steht und was zu ihr passt. Das entscheidet einzig sie allein. Sie zeigt, ob sie bereit ist, sich auf neue Erfahrungen einzulassen.

Wichtig ist, dass eine wertfreie Atmosphäre gegeben ist. Diese Form der Arbeit braucht einen Raum zur freien Entfaltung, ohne Druck, ohne Erwartungen oder Vorstellungen, wie etwas sein soll. Eine offene Präsenz, mit der der Mensch bei einer neuen Erfahrung begleitet wird, ist die Voraussetzung für dieses Angebot.

„Ein wacher Moment – ein Moment mit der Berührung der eigenen Wirklichkeit – und wir sehen die Phantome unserer Tagträume als das, was sie sind. Gleichzeitig ist es ein Augenblick, in dem wir uns im wirklichen Erfahren üben, in dem wir lernen, dass es nichts zu fürchten gibt und dass die Belohnung dafür, lebendig zu sein, größer ist, als die Schmerzen oder Verluste, die wir in unserem Schlummer gern vermeiden würden.“
(Claudio Naranjo, aus „Gestalt -
Präsenz, Gewahrsein, Verantwortung“)